Freitag, 21. Oktober 2011

Kulinarische Höhenflüge - Joachim Wissler im Vendôme

Nach unserem Besuch bei Nils Henkel auf Schloß Lerbach, wollten wir das in Sichtweite gelegene Schloß Bensberg ebenfalls besuchen. Im Restaurant Vendôme steht ein weiterer hoch dotierter Koch am Herd: Joachim Wissler.

Im hoteleigenen Fernsehprogramm läuft ein interessanter Kurzfilm über die Arbeitsabläufe in der Küche, die Visionen des Küchenchefs und des Maitre. Man möchte entspannten Genuß bieten, locker sein und dabei natürlich Service auf höchstem Niveau bieten. Darüber freuen wir uns sehr - nichts ist schlimmer als ein "krampfiger" Restaurantbesuch.

Wir betreten das Restaurant, auf dem Weg zum Gastraum gibt es ein großes Fenster mit Blick in die Küche. Toll, da schlägt mein Herz gleich höher.

Das Menü war wirklich ein Erlebnis, handwerklich perfekt, spannende Zutaten, teilweise völlig neu kombiniert, jeder Teller ein wunderschönes Bild. Auch der Service natürlich auf höchstem Niveau. Nur das entspannte, lockere hat mir gefehlt. Ich habe wirklich lange darüber nachgedacht, wie ich diesen Abend im Gesamten bewerte. Rückblickend bleibt die Erinnerung an grandioses Essen und ein bißchen Unbehagen.

Karotte

Minze, Holunderblüte

Paprika-Frischkäse, Oktopus

Maccaron, Champignonbaiser, Ricotta, Sojamayonnaise

Kalb, Herz, Parmesan, Artischocke, Pinienkernvinaigrette

Hamatchi, Orchideenblüte, Fjörd-Shrimps, Colatura di Alici

Rosenblätter, Pfifferlinge, Schinkensaft

Bachkrebse, Zitronen-Cous-Cous

und Tandoori-Masalacreme

Rascasse, grüner Tomatensud, schwarzes Quinoa

Gänseleber, Hühnerbouillon

 und Poulardenhautrisotto

Milchferkelbauch kross Marrakech, Kichererbsen

Landei, Petersilienspinat, Nussbutter, weißer Trüffel aus Alba

Essenz des Waldes mit Rehtatar-Crostini

Rehbock vom Rouennaiser Hase, gelbe Bohnen

Fourme d Ambert, eingelegte Melone, Kombu-Algen

Granite von Zuckererbsen

und Kokos, Zitrone

Pfirsich auf Holzkohle gegrillt, Joghurt-Lavendelsorbet

Parfait souffliert, Fenchel, Grapefruit

Schokolade zartbitter, Tabak, Brombeerkaviar

Ananas-Kokos-Eis mit weißer Schokolade

 Schokokuss, Orangengelee

 grüner Weizen

Pralinenauswahl mit Erdbeer-Tonka und Knusperkaramell
Zwischenduch hatte ich die Gelegenheit das Anrichten des Hauptgangs durch das Fenster zu verfolgen. Sehr beeindruckend, mit welcher Präzision die vielen Komponenten auf den Teller gebracht wurden. Da hätte ich Stunden mit Zuschauen verbringen können.

Man sagt, der letzte Eindruck zählt und der ist verantwortlich für mein Unbehagen. Ich wollte gerne auch das Finish des Desserts sehen. Zwischenzeitlich war das Fenster mit, einer vorher nicht sichtbaren, Jalousie verschlossen worden. Schade.

Nicht gefallen hat mir auch, daß Herr Wissler die Gäste nach einem mir nicht bekannten System begrüßt. Wir waren in vielen Häusern in dieser Liga und haben bisher nur erlebt, daß der Küchenchef durch das Restaurant geht und mit allen Gästen spricht oder sich überhaupt nicht sehen läßt. Sehr schade.

Um den Bogen wieder zu spannen, sein Kollege Nils Henkel geht zweimal durchs Restaurant. Zur Begrüßung der Gäste und am Schluß um Nachzufragen. Sehr schön.

Schloß Bensberg ist trotzdem eine Reise wert. Eine beeindruckende Anlage und der sensationelle Blick ins Umland. Man sieht sogar den Kölner Dom. Meine Empfehlung wäre eher eine Nachmittagsfahrt dorthin zu unternehmen.

5 Kommentare:

  1. beim Anschauen der Gerichte hat mich jetzt keins so Umgehauen, dass ich gesagt hätte, ich muss da jetzt morgen hin oder es zu Hause nachkochen.War vor ein paar Jahren dort und muss sagen, dass es mir nicht so toll gefallen hat, ich bin diese ganze Chichi Türmchen Sösschen Küche aufgeschaumt irgendwie leid, wir gehen heute lieber in gute Auberges und nicht in die 3Sterneläden bis auf ganz wenige wie Michel Bras.
    Bizarre ist allerdings schon, dass er nicht an Euren Tisch gekommen ist, entweder alle oder keinen Tisch, was für ein Lümmel!

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  2. Sieht ja alles toll aus und schmeckt sicher auch so. Mein Problem bei diesen 'übersichtlichen' Arrangements ist immer mich lang genug daran festzuhalten. 2 mal den Löffel/Gabel eintauchen und weg!

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  3. Also Buschi, falls ich mir doch mal so was wie Neid zulege, bist Du eine heiße Anwärterin für die erste Vergabe. Das hast Du dich die letzten Wochen / Monate aber wirklich mit vielen Sternen geschmückt. Respekt!

    Du vertrittst ja These (die ich übrigens mit Dir teile), dass ambitioniertes Hobbykochen auch des Besuches bei kulinarischen Leuchttürmen bedarf. Idealerweise wächst sich so ein Abend zu einem großartigen und unvergesslichen Erlebnis aus. Was es aber für den eigentlichen Zweck nicht muss.

    Und hier sind schon einige Sachen dabei, die mich sehr anspringen; wie zum Beispiel Kalb, Herz, Parmesan… oder der Käse. Wenn das Gehabe des Kochs allerdings an die Gepflogenheiten der Münchner „Edelitaliener“ oder des Ali G. erinnern, sich einen Stammgasthofstaat zuzulegen, dann kann das dem Erleben schon Abbruch tun; „locker“ gilt dann nur für die Anderen.

    Weiterhin zu beklagen ist allerdings der Umstand, dass eine Gourmetküche heutzutage viel (!) leichter aufzufinden ist, als ein erstklassiger Gasthof mit gut gemachten „bürgerlichen“ Speisen und einer sachgerechten Weinauswahl. Die Pyramide steht allmählich auch auf dem Kopf.

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  4. Lieber gottfried,
    ich stimme Dir in allen Punkten zu. Ja, die Besuche in einem solchen Restaurant gehören zur kulinarischen Bildung und das Auffinden eines "Sternetempels" bedarf nur ein paar Klicks. Dafür muß man sich die Gasthöfe wirklich schwer erarbeiten und deshalb haben sie in meinem Blog ebenfalls eine Daseinsberechtigung.

    Und: schnall' Dich schon mal an, mein Lieber, für den schönsten Neidanfall Deines Lebens *kiss*

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  5. Kulinarische Bildung, die fängt in den Kinderjahren an......und zwar in Sterneläden, wie auch normalen Restaurants und vorallendingen zu Hause!
    Wer Trüffel, foie gras,Krustentiere nicht schon gegessen hat, ist in den Läden eh veraten & verkauft!

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5. Wenn Du das nicht willst, nimm' einfach die Finger von der Tastatur.
6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.