Montag, 4. Juli 2016

Ein glückliches Fleckchen Erde:
Ballymaloe in Irland und das LIT Festival 2016

Dank des Ballymaloe LIT Festivals war ich letztes Jahr zum ersten Mal in Irland und bin restlos begeistert wieder nach Hause gekommen. (Bericht vom letzten Jahr). Mir wurde schnell klar, da will ich wieder hin und noch mehr Zeit auf dem Festival verbringen. Das habe ich in die Tat umgesetzt und noch mehr Koch-Demonstrationen besucht, als letztes Jahr. Auch diesmal habe ich viele Impressionen von diesem wunderschönen Flecken Erde mitgebracht.


Das Wetter hat es heuer nicht so gut mit uns gemeint und zwischendurch kam es zu heftigen Regenfällen. Wenn sich die Sonne hat blicken lassen, dann waren es perfekte Sommertag. Das Ballymaloe LIT Festival wurde wieder am Freitag mit dem großen Scheunenfest eröffnet. Man kommt ganz zwanglos zusammen und holt sich, nach Lust und Laune, Essen und Getränke bei den Ständen.


Der zweite zentrale Platz des Festivals ist, neben Ballymaloe House, die Ballymaloe Cookery School von Darina Allen. Glücklicherweise hat sich dort nichts verändert. Im Shop gibt es immer noch alle möglichen Küchen-Accessoires, frisch geerntetes Obst und Gemüse, frische Lebensmittel wie Fleisch, Milchprodukte und Gebäck, eingemachte Lebensmittel und Kochbücher. Auch die Hühner laufen noch immer frei herum und zeigen, wie gut es Ihnen geht.


In der Ballymaloe Cookery School finden alle Koch-Demonstrationen statt. Vorher gibt es eine kleine Stärkung mit hausgemachtem Gebäck und Kaffee / Tee.


Den Auftakt machten Eric Werner und Mya Henry, die auf der Halbinsel Yucatan das Restaurant Hartwood betreiben. Die beiden sympathischen Amerikaner gaben eines Tages ihre Jobs in New York auf, um in Mexiko ein völlig neues Leben zu starten. Eric kochte vorher in einem Restaurant, um berufliche Praxis zu bekommen. Das Hartwood Restaurant liegt am Strand und es gibt dort nur offenes Feuer. Sie arbeiten eng mit Bauern aus der Region zusammen und verarbeiten nur Lebensmittel, die sie vor Ort bekommen können. Ihre Rezepte haben Sie im Kochbuch "Hartwood" veröffentlicht. Viele der Zutaten sind bei uns nicht zu bekommen, aber ihre Idee, das zu verwenden, was vor der Haustüre ist, kann sehr gut für die heimische Küche übernommen werden. Mich hat es dazu angeregt, die Kräuter aus meinem Garten noch konsequenter einzusetzen.

Sie zeigten die Zubereitung von Pequin-Chili-Lamm mit Tomatillo-Sauce (Tomatillo ist das Grüne ganz oben links im Bild), Gebackene Süßkartoffeln mit Kamille, Honig und Kürbiskernen, Ceviche de Aguja mit Ingwer und Mezcal und Agave-Schweinebauch mit gegrillten Ananas.

Es ist Tradition bei diesen Koch-Demonstrationen, dass von den Lehrern und Schülern der Kochschule alle Gerichte in einer großen Menge parallel gekocht werden. So kann jeder Teilnehmer hinterher alle Gerichte verkosten. Das hilft mir immer sehr, wenn ich weiß, wie es schmecken soll. Besonders begeistert war ich von der Tomatillo Sauce und der Ceviche, die ich bereits nachgekocht habe.


Alle Köche haben sich begeistert über die Qualität der Zutaten geäußert. Es ist schon etwas besonderes mit frischem Gemüse zu kochen, das am Morgen noch in der Erde steckte. Für die Gäste liegen auch kleine Kostproben bereit.


Gut gestärkt ging es mit dem Shuttle-Bus zurück zu Ballymaloe Haus. In einer Scheune, die während des Festivals zum "Drinking Theatre" umfunktioniert wird, besuchte ich den Workshop "Irish Whiskey and The Role of Wood". Moderatoren waren Kevin O'Gorman von der Midleton Distillery und Dave Broom, einer der führenden irischen Autoren zu diesem Thema.

Unter seiner fachlichen Anleitung verkosteten wir Whiskeys aus verschiedenen Fässern: American Bourbon Barrel, Sherry Butt, Redbreast 12 Years old (Jameson Destille), Green Spot Chateau Leoville Barton und Midleton Dair Ghaelach. Es hat mir großen Spaß gemacht, wie unkompliziert Dave die Sache anging. Besonders begeistert war er von dem Redbreast, den er begeistert mit "Erdbeertarte" umschrieb. Da passt auch der Name Rotkehlchen sehr gut dazu. Den Green Spot empfahl er besonders für Grillfeste, wenn man schon Rotwein getrunken hat, Lust auf einen Whiskey bekommt und die Gläser nicht wechseln möchte. Der Green Spot würde das verzeihen. Vermutlich stimmt das sogar, denn das Weinfass war gut zu schmecken.



Für den Abend hatten wir uns einen ganz besonderen Programmpunkt ausgesucht. Wir besuchten das Pop-Up Restaurant von Mews. Das Menü wurde in einem der Vortragssäle der Kochschule gekocht und serviert. Zum Empfang gab es Cider und ein Amuse mit Topinambur und Ricotta.


In Baltimore, dem südlichsten Dorf Irlands eröffneten Robert, Lukas und James das Restaurant Mews. Sie verwenden nur Zutaten aus Irland, was nicht besonders schwierig ist, da es in Irland alles in bester Qualität gibt. Durch ihre Lage an der Atlantikküste stehen ihnen auch Fisch und Meeresfrüchte zur Verfügung.

Alle Gerichte wurden im family-style pro Tisch serviert. Auch die Getränke waren, bis auf eine Ausnahme, aus Irland. Spannend war besonders der Gin Tonic mit Austernwasser und Algen. Den Auftakt machten Muscheln mit Spargel. Im Zwischengang wurde Steinbutt auf einem Bett von verschiedenen Algen serviert. Der Hauptgang bestand aus Mangalitza Schwein geschmort und gebraten, Kartoffeln, Kohlrabi, jungem Gemüse und jungen Zwiebeln. Den süßen Abschluss bildete Rhabarber, Ginstereis und Kuchen mit Süßdolde.


Am nächsten Morgen war frühes Aufstehen angesagt, da der Tag mit dem absoluten Highlight starten sollte. Eine Koch-Demonstration mit Yotam Ottolenghi und Ramael Scully. Sie präsentierten Gerichte aus ihrem Restaurant Nopi in London. Die Rezepte sind auch im gleichnamigen Kochbuch "Nopi" veröffentlicht worden.

Hier prasselte ein Feuerwerk an Ideen und Witz auf die Zuhörer nieder. Die Stimmung war bereits vorher großartig und alle waren ganz aufgeregt die beiden zu treffen. Meiner Meinung nach war es die umfangreichste, lustigste und spannendste Koch-Demonstration, die ich besucht habe. Entsprechend begeistert fielen auch die Reaktionen des Publikums aus.


Probieren konnten wir hinterher: gebrannter Frühlingszwiebel-Dip mit Grünkohl, junge Karotten mit Mungbohnen und geräuchertem Labneh, Knoblauch-Kichererbsen-Pfannkuchen mit Butterbohnen-Püree, gewürzter Buttermilch Kabeljau auf Urid-Dhal, gebratene Entenbrust mit Haselnuss-Bier-Butter und Ricotta-Nocken mit Cassis-Sauce.


Nach einem kleinen Spaziergang durch die Gärten von Ballymaloe Cookery School stand am Nachmittag eine zweite Koch-Demonstration auf dem Plan. Nicolaus Balla und Cortney Burns von der Bar Tartine in San Francisco zeigten das Fermentieren. Beide haben ost-europäische Wurzeln und das Konservieren von Lebensmitteln haben sie bereits von ihren Großmüttern gezeigt bekommen. In ihrem Restaurant verwenden sie hauptsächlich Produkte von umliegenden Farmen. Vieles davon konservieren Sie für das Restaurant und sie gelten als Experten für Fermentation. Ihre Rezepte sind auch in dem Kochbuch "Bar Tartine" zu finden.


Die Küche der beiden ist sehr aromenreich und kräftig gewürzt. Besonders überzeugt haben mich die glutenfreien Käse-Dumplings, die ich unbedingt daheim noch ausprobieren möchte. Diese Gerichte wurden vorgestellt: Bauernkäse mit Brot und Paprikapaste, glutenfreie Käse-Dumplings in Pilz-Brühe, Linsen-Kroketten mit Kefir und Kresse, grünes Chili-Fisherman's-Stew, geräucherte Kartoffeln mit schwarzem Knoblauch und fermentiertem Bärlauch und Grünkohlsalat mit Sonnenblumen-Tahini und Joghurt.


Die Tage in Irland waren rundum gelungen und zur guten Erholung trug vor allem unser wunderschönes Bed and Breakfast "Wisteria House" in Cloyne bei.


Arta und Albert sind besonders herzliche und aufmerksame Gastgeber. Deshalb plane ich schon wieder den Aufenthalt für das nächste Jahr. Dann möchte ich länger in Irland bleiben und es besser kennen lernen.


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