Montag, 29. Mai 2017

Best of Gold - der Oscar der fränkischen Weinwelt

Letztes Jahr hatte ich eine große Premiere. Ich war als Jury-Mitglied eingeladen die besten fränkischen Weine herauszufinden. Das hat mich überrascht und sehr geehrt. Zwei Tage verbrachte ich in Würzburg und war begeistert von der Herzlichkeit der Protagonisten, der Qualität der Weine und der Professionalität. Den Termin für dieses Jahr habe ich mir ganz dick im Kalender angestrichen und mich über die erneute Einladung sehr gefreut.

Es gehört schon zur Tradition, dass sich die Jury-Mitglieder zum Beginn auf der Alten Mainbrücke zum Brückenschoppen treffen. Das ist eine schöne Tradition, die so erfolgreich ist, dass sich mittlerweile die Geister scheiden. Bei schönem Wetter treffen sich dort so viele Menschen auf ein Glas Wein, dass die Fahrradfahrer nicht mehr voran kommen und entsprechend genervt sind. Ich kann beide Seiten verstehen und es wird eine gute Lösung geben, denn das Flair und die Stimmung dort sind so unbeschreiblich, dass es zu einem gelebten Kulturgut wurde. Wir hatten bedeckten Himmel und der Heilige St. Kilian hob seinen Zeigefinger mahnend in den Himmel. Da sind wir brav und anständig geblieben.


Der Weg führte uns durch die Altstadt zum Bürgerspital, wo in der Kelterhalle die große VDP-Jahrgangspräsentation stattfand. Darüber habe ich letztes Jahr berichtet. Im Prinzip war es wieder genauso, es gab nur die neuen Weine des aktuellen Jahrgangs.

Die Abendveranstaltung fand diesmal im benachbarten Juliusspital statt. Auch das ist eine nahezu unfassbare Mischung aus Stiftung, Altersheim, Krankenhaus, landwirtschaftlicher Betrieb und Weingut. Diese beiden Institutionen haben meine Hochachtung und ich würde mir wünschen, dass mehr Menschen dort hinschauen, was man dort für die Zukunft lernen kann.

Fotos von Harald Scholl und Thomas Stobbe
Nach einer kleinen Führung durch das Weingut trafen sich die Winzer mit den Jury-Mitgliedern zum Abendessen. Der Fokus lag ganz klar auf dem Wein. Aus jedem Weingut war ein Wein für die Verkostung und die Begleitung zum Essen auf dem Buffet. Genau an dieser Stelle wird mir immer klar, dass ich in der "Wein-Welt" bin und ich freunde mich immer mehr damit an. Sehr konzentriert werden die Weine verkostet und darüber fachgesimpelt. Jeder hat einen anderen Favoriten und jeder hat einen anderen Geschmack. Die Winzer haben natürlich ihre besten Tropfen aus dem Keller geholt und mir hat es viel Freude gemacht, mit den Winzern am Tisch zu sitzen und mich mit Ihnen auszutauschen. Da habe ich schon gespürt, mit wie viel Herzblut und Engagement die Weine gemacht werden.



Nach dem launigen Auftakt am Sonntag, folgte die Arbeit am Montag. Das klingt vielleicht merkwürdig, aber so eine Verkostung und Bewertung bedeutet unermesslich viel Arbeit. Hier kann der fränkische Weinbauverband auf das Engagement der Familie Küffner zählen. Zwei Brüder und ihre Ehefrauen sind wirklich "Mädchen für alles". Egal, ob Taxi-Shuttle, Aufbau der Verkostungstische, Kühlung der Weine bis zum Nähen der "Wein-Söckchen" für die Blindverkostung. Sie machen alles und habe für alle ein offenes Ohr.

Unvorstellbar wichtig sind die Kühlschränke. Dort werden zwei Tage zuvor die Weißweine eingeräumt, damit sie am Verkostungstag die richtige Temperatur haben. Mit Weinschränken ist das kein Problem, aber mit diesen Getränke-Kühlschränken muss ständig die Temperatur kontrolliert und neu eingestellt werden. Insgesamt standen 363 Weine von 93 Weingütern zur Verkostung an. Das ist eine Menge "Holz" und wer mehr über die Fakten wissen will, dem empfehle ich diesen Blog-Beitrag.


44 Jury-Mitglieder mit je vier Weingläsern, das macht 176 Weingläser, die vorbereitet und poliert werden müssen. Diese Arbeit übernahmen die fränkischen Weinprinzessinnen und die Jury konnte an perfekt vorbereiteten Tischen Platz nehmen. Die schönen Tischkarten schreibt auch eine der Damen Küffner :-).

Die Location der Verkostung war für mich ein besonders schöner Ort. Wir durften Gast sein im Schlosshotel Steinburg, das über Würzburg thront. Von dort hat man eine tollen Blick über die gesamte Stadt und die Weinberge.


Vormittags wurde in kleinen Gruppen zu viert verkostet. Ich war in einer sehr sympatischen Gruppe mit zwei professionellen Sommeliers, die in Spitzenrestaurants arbeiten und einem renommierten Wein-Einkäufer. Das Verkosten und Diskutieren haben mir sehr gut gefallen und war sehr lehrreich für mich. Die Weine wurden in Flights verkostet und nach jedem Flight haben wir unseren Bewertungszettel abgegeben. Auch hier zeigt sich die unglaubliche Organisationsstärke der Franken. Die Zettel werden sofort ausgewertet und zur Mittagspause werden die Winzer informiert, ob ihre Weine im Finale sind. Wenn Winzer Weine im Finale haben, dann müssen sie sich bereit halten und dafür sorgen, dass die Weißweine gekühlt bereit stehen.


Nach der Mittagspause wurde es ernst - Finale. Die kleinen Gruppen wurden aufgelöst und ehrlich gesagt, habe ich "meine Jungs" vermisst. Vormittags haben wir im Schwerpunkt Riesling, Traminer und Gewürztraminer verkostet. Am Nachmittag waren auch Silvaner, Müller-Thurgau und Rotweine im Glas. Die Bewertung wird nun detaillierter und die Jury macht auch Angaben zu Geruch, Geschmack, Körper, Sortentypizität und Alkohol. Und das bedeutet starke Konzentration, auch noch beim 25. Wein. Die Weine werden professionell verkostet, das bedeutet, sie werden nicht getrunken, sondern in den Mund genommen, mit Sauerstoff vermischt und dann gespuckt. Das fällt mir manchmal schwer, aber es geht wirklich nicht anders, wenn man einen klaren Kopf bewahren muss. Jetzt könnt Ihr vielleicht verstehen, wenn ich von "Arbeit" spreche. Mit trockenen Weißweinen geht das alles noch sehr gut. Bei den Rotweinen hat es mich fast überfordert.


Ein ganz besonderes Lob gilt den fränkischen Weinprinzessinnen, die die Jury mit viel Charme betreuen. Sie kümmern sich sehr aufmerksam darum, dass jeder den richtigen Wein zum richtigen Zeitpunkt im Glas hat. Für mich ist es schön zu sehen, dass auch die Jugend sich für den Weinbau interessiert und das Weinland Franken so eine gute Zukunft hat.

Das Besondere an "Best of Gold" ist, dass die finale Verkostung am Nachmittag stattfindet und bereits am selben Abend die Sieger-Ehrung stattfindet. Hier kann man nur erahnen, was hinter den Kulissen passiert und wie die Zettel der Jury addiert werden. Sobald das Ergebnis feststeht, werden die ersten drei placierten Winzer informiert, damit alle bei der Abend-Veranstaltung anwesend sind. Wie bei der Oscar-Prämierung werden die drei Nominierten auf die Bühne gebeten. Den Sieger hält die fränkische Weinkönigin, Silena Weber, im goldenen Kuvert in den Händen. Das Ergebnis verkündet der Weinpate in der jeweiligen Kategorie. Die Trophäe, den Ceratit Nodosus bekommt der glückliche Gewinner überreicht. Und "der glückliche Gewinner" trifft das ziemlich gut. Es ist eine große Freude zu sehen, wie die Winzer glücklich sind über die Anerkennung ihrer Arbeit. Besonders hervorzuheben ist Horst Sauer, der heuer die 11. Trophäe heimholen konnte.


Der Abend mit den ausgezeichneten Winzern wurde lang und die Jury nutzte intensiv die Möglichkeit die drei best-bewerteten Weine erneut zu verkosten. Da entstanden durchaus Diskussionen, ob der zweite nicht der ersten hätte sein sollen. Aber, so ist es nun einmal bei einem Wettbewerb mit einem durchweg sehr hohen Niveau. Die fränkischen Winzer können sich freuen und stolz darauf sein, dass sie Wein produzieren, die einen Wiedererkennungswert haben, einfach gut schmecken und Lust auf das Genießen machen.


Am nächsten Tag ging es zur "Landpartie". Terra incognita - Mittelmain und Frankens Saalestück war das Motto. Zum Auftakt fuhren wir zum Stettener Stein. Von dort kam letztes Jahr einer der Siegerweine vom Weingut Höfling. Mit Blick in die schöne Landschaft verkosteten wir einen Riesling, der dort angebaut wird.

Danach ging es zum Weingut, wo wir eine Kellerführung machten und einige Weine verkosten durften. Zum zweiten Mal hörte ich dort von dem fränkischen Barrique. Im Spessart stehen Korkeichen, die mittlerweile bevorzugt von den Franzosen gekauft werden. Aus dem Holz macht die Büttnerei Assmann Holzfässer, auf die die fränkischen Winzer zurecht stolz sein können. Ich habe zum ersten Mal bewusst Wein aus solchen Fässern getrunken und meine, dass der Holzgeschmack feiner ist. Besonders begeistert war ich von dem Spätburgunder.


Die nächste Station unserer Verkostungstour war der kleine Ort Ramsthal, wo wir gleich zwei Winzer besuchten. Hier ist mir besonders aufgefallen, wie gut die fränkischen Winzer zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Sie setzen auch mutig auf die Zukunft. Das sieht man daran, dass die junge Generation ihre Ideen verwirklichen kann und ambitionierte Investitionen getätigt wurden. Beide Weingüter haben moderne und sehr geschmackvolle Vinotheken gebaut, wo sie ihre Gäste im richtigen Rahmen empfangen können.


Nach der Begrüßung in der Vinothek des Weinguts baldauf ging es zu Fuss zum Familienweingut Neder. Es folgte eine sehr umfangreiche Verkostung, bei der beide Weingüter zeigten, was sie können. Das war ein Feuerwerk großartiger Weine. Mir hat einiges sehr gut gefallen, die knackigen Silvaner, die gehaltvollen Burgunder und die besonderen Naturweine.


Das Programm war straff und gut organisiert. Irgendwie wurde nicht bedacht, dass man die Autobahn auf verschiedene Wege erreichen kann und im echten Leben gibt es auch mal einen Stau..... So hatten wir eine abenteuerliche, aber auch sehr lustige Anreise zum Weingut Rudolf May. Dieses Weingut ist kein Unbekannter für mich, da ich Herrn May bereits auf einigen Verkostungen des VDP Franken kennen und schätzen gelernt habe. Ihm liegt ein möglichst natürlicher Weinbau sehr am Herzen. Unterstützt wird er von seinem Sohn Benedikt, der ausgebildeter Winzer ist.


Bei Rudolf May wurde mir wieder klar, weshalb Silvaner inzwischen zu meinen Lieblingsrebsorten gehört. Er ist frisch im Glas und hat einen guten Trinkfluss (sagt man jetzt so :-) ). Bei der Familie May wird, wie bei vielen fränkischen Winzern, auf den Lagenausbau geachtet. Es macht einfach Spaß Weine zu trinken, die einen eigenen Charakter haben und "seinen Liebling" zu finden. Die breite Masse braucht niemand.

So ist das Weinland Franken gut gestärkt für die Zukunft und ich freue mich nächstes Jahr wieder darauf, noch mehr über den fränkischen Wein zu erfahren.


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