Samstag, 21. Mai 2016

Rezension: Ein Sommer wie damals
von Claudio del Principe

Bella Italia! Vermutlich muss man jenseits der 80-er geboren sein, um die Sehnsucht der Deutschen nach Italien zu verstehen. Italien war das erste "echte Ausland", das ich als Teenager besucht habe. Als Münchner Kindl zählt Österreich nicht, das ist für uns kein Ausland, das ist irgendwie wie daheim. Streng genommen war ich natürlich dort zuerst. Die treibende Kraft für einen Italien-Urlaub waren meine Mutter und ihre beste Freundin. Die beiden reisten in den 50-ern leidenschaftlich gerne nach Italien. Heute sind die beiden hoch betagt und können deshalb weder reisen, noch sich treffen. Sie telefonieren regelmäßig miteinander und dann sprechen sie von Italien und bevorzugt von Venedig. Leider hat meine Mutter das Kochen aufgeben müssen, sonst hätte ich ihr dieses Buch geschenkt und ihr damit eine große Freude gemacht.

"Ein Sommer wie damals" - Claudio del Principe nimmt uns in seinem dritten Kochbuch mit auf eine Reise zu Sonne, Strand und kulinarischer Erinnerung.




Der Profi erkennt an den drei Lesebändchen bereits, dass es sich um ein Kochbuch aus dem Brandstätter Verlag handelt. Die farbliche Gestaltung erinnert an die italienische Flagge 2.0, falls orange das neue rot ist. Auch das Format ist bewährt - ich mag das sehr, wenn ein Verlag gewissen Standards treu bleibt. Trotzdem ist es nicht langweilig, da die optische Gestaltung immer "mit Pfiff" ist und eine starke Assoziation mit dem Thema des Buchs hat.

Wer sich schon einmal mit Menü-Regeln beschäftigt hat, der weiß, dass sich das italienische Menü vom französischen deutlich unterscheidet. Antipasti, Primi, Secondi, Dolci - fast möchte man hinterher BASTA! sagen. Das schätze ich sehr an der italienischen Küche, die Klarheit und Fokussierung auf wenige Zutaten, die aber in bester Qualität sein müssen. Genau dieser Struktur folgt das Buch. Damit sind die Kapitel schon vorgestellt, Antipasti, Primi, Secondi - in zwei Varianten mit Fisch und Fleisch, Dolci. Wer ein italienisches Menü kochen möchte, dem steht eine perfekte Auswahl zur Verfügung. Es muss nur noch aus jedem Kapitel ein Rezept ausgesucht werden. Der saisonale Schwerpunkt der Rezepte liegt auf Zutaten, die immer erhältlich sind oder sommerlich sind.

Die Rezepte sind für 4 Personen bemessen. Zutatenliste, Vorgehensweise, Rezeptfoto und ein einführender Text sind gut gestaltet für ein gelingsicheres Nachkochen. Am Ende des Buchs gibt es ein alphabetisches Rezeptregister. Das war nicht alles.

Die Rezepte sind eingebunden in visuelle und textliche Erinnerungen. Viele der Fotos haben mich zurück versetzt in meine Jugend. Die Texte verstärken das und ganz besonders gut gefallen haben mir die Überschriften. Das beginnt beim Vorwort mit "Un Estate Italiana" und setzt sich gleich ein paar Seiten weiter fort mit "Nel Blu Dipinto Di Blu". Erinnerungen an Situationen werden genauso geweckt, wie an Aromen. Das macht den großen Charme dieses Buchs aus.

Was soll ich aus so einem Buch kochen? Da hätte ich alles kochen können und dann wurde ich doch vernünftig. Wegen der Gluten-Intoleranz von Herrn bushcook scheiden leider alle Nudelgerichte und so wunderbare Dinge wie Pizza oder Focaccia aus. Als große Oktopus-Liebhaberin musste es natürlich der Oktopus-Salat sein, der ganz anders gekocht wurde, als ich es bisher gemacht habe. Ganz spontan habe ich auch Lust auf das Schwertfisch-Carpaccio bekommen. Einfache Dinge sind oft besonders schwierig und deshalb war ich sehr neugierig auf die marinierten Zucchini.

Alle drei Rezepte haben gut funktioniert -geschmacklich waren sie perfekt. Der geschmorte Oktopus hat mich so überzeugt, dass ich den künftig nie mehr anders machen werde. Das Schwierigste beim Schwertfisch-Carpaccio dürfte das Einkaufen sein. Wenn man den Fisch bekommen hat, dann kann man mit drei Handgriffen ein perfektes Gericht zaubern. Und die Liebhaber von Antipasti, die diesen Namen verdienen und nicht in Olivenöl ertränktes Gemüse sind, ist das Zucchini-Rezept ideal.

Oktopussalat
















Gebratene und marinierte Zucchini

Die Zucchini werden in Olivenöl gebraten und mit Knoblauch, Salz, Pfeffer, Essig und Petersilie gewürzt
Schwertfisch-Carpaccio



















Fazit:

"Ein Sommer wie damals" ist ein Kochbuch für die "italienischen Momente im Leben". Typische italienische Küche verbunden mit charmanten Geschichten und inspirierenden Fotos. Wer Freude an Sommer, Sonne, Leichtigkeit hat und seine Gäste in diesem Stil bewirten will, der hat an diesem Buch viel Freude.

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