Montag, 9. März 2015

Bier und Genuss - eine Reise in die Bierweltregion

Vor kurzem hatte ich die Gelegenheit, auf Einladung des Veranstalters Reisewelt, an einer Bierfachreise teilzunehmen. Diese Reise richtet sich an Bierliebhaber und natürlich auch -liebhaberinnen, die mehr über Bier wissen möchten.

Wein hat es geschafft, ein Genussmittel zu sein. Die Winzer präsentieren mit Stolz ihre Erzeugnisse, die Sommelièrs machen sich Gedanken, mit welchen Weinen ein Menü begleitet wird und wir machen uns eine Flasche Wein zu einem schönen Essen auf. Bier fällt höchstens als frischer Durstlöscher im Sommer positiv auf. Dabei hat sich in den letzten Jahren viel getan. Kleine Brauereien beleben die Szene mit speziellen, aromatischen Bieren. Es wird viel experimentiert in der Craft-Beer-Szene und dieser Trend hat auch die großen Brauereien erreicht und sie bringen kleine Mengen besonderer Biere auf den Markt. Der Bier-Sommelièr hat sich etabliert und begleitet Menüs genauso gekonnt mit Bier, wie seine, auf Wein spezialisierten, Kollegen.

Um dieses Bewusstsein zu ändern haben sich sechs Partner aus Bayern und Oberösterreich zum Projekt Bierweltregion zusammengeschlossen, dass von der EU gefördert wird. Darunter sind die Gemeinden Aldersbach und Freistadt mit ihren Brauereien, die Messe Mühlviertel und der Tourismusverband Mühlviertler Kernland.

Bier ist eines der ältesten Getränke der Welt. Das bayerische Reinheitsgebot feiert 2016 sein 500-jähriges Jubiläum und aus diesem Anlass findet in Aldersbach, Niederbayern, nächstes Jahr eine Landesausstellung mit dem Thema "Bier in Bayern" statt. Überall auf der Welt wird mit den drei Zutaten, Hopfen, Malz und Wasser Bier gebraut. Dem Hopfen verdanken wir die positive Entwicklung der Sortenvielfalt und dazu veröffentliche ich bald noch mehr Informationen.

Auf der Pressereise zur Bierfachreise erlebten wir das Programm am Startpunkt Aldersbach und auf der letzten Station in Freistadt im Mühlviertel. Bei der eigentlichen Reise stehen noch weitere attraktive Stationen auf dem Programm, wie die Besichtigung der kleinsten Klosterbrauerei der Welt im Trappistenkloster Engelszell, die normalerweise keine Besichtigungen anbieten und ihre Tore nur exklusiv für die Reiseteilnehmer öffnen. Auch ein Besuch der Brauerei Budvar in Budweis, Tschechien steht genauso auf dem Programm, wie ein weiteres Biermenü, bei dem internationale Biere verkostet werden.

Zwei unterschiedliche Brauereien und zwei unterschiedliche Braumeister durfte ich auf dieser Reise kennenlernen. In der Klosterbrauerei Aldersbach zeichnet Braumeister Peter Wagner für die Biere verantwortlich, wie sie in Bayern traditionell gebraut werden: Helles, Dunkles, Pils, verschiedene Weißbiere und noch einiges mehr. In der Braucommune Freistadt hat sich Braumeister Hannes Leitner, neben den klassischen Bieren, auch Bierspezialitäten wie Sauerbier, einem Rauchbier oder Bier-Whisky verschrieben. So unterschiedlich die Braustile sind, so einig sind sich die beiden, wenn es um Qualität, Geschmack und dem Bewusstsein für Regionalität geht. Die Leidenschaft für Bier teilen sie sich ebenso. Bei beiden leuchten die Augen, wenn sie den Prozess des Bierbrauens erklären oder ein Glas Bier ausschenken. Die Liebe zu ihrem Beruf sieht man beiden sofort an. Das war für mich die Faszination auf dieser Reise, die Menschen, die mit Engagement ihrem Beruf nachgehen und für ihr Produkt einstehen. Sie teilen gerne ihr Wissen und erklären mit Engelsgeduld jede Kleinigkeit. Die Biere, die ich probieren durfte, haben mich alle im Geschmack begeistert und ich bin eigentlich keine große Biertrinkerin.

Und endlich habe ich auch den Prozess des Brauens verstanden. Der wurde uns von jedem Braumeister unterschiedlich erklärt. Bei Peter Wagner ging es um obergärige Biere und wir probierten uns von den Rohstoffen über alle Schritte des Brauens mit kleinen Proben durch. Bei Hannes Leitner ging es um untergärige Biere und er erklärte in der Schaubrauerei jeden Schritt in der zeitlichen Abfolge.

Die Bierfachreise findet heuer zweimal statt und kann beim Veranstalter Reisewelt direkt gebucht werden.

Termine: 10. bis 14. Juni 2015 und 14. bis 18. Oktober 2015
Preis: 899.-- EUR für Übernachtungen, Verpflegung und die Programmpunkte


Das Kloster Aldersbach putzt sich heraus, für die bevorstehende Landesausstellung. Sogar der Kirchturm der Asamkirche bekommt neue Glocken. Zwischenzeitlich stehen die alten Glocken auf dem Klostergelände. Leider war uns der Wettergott bei unserem Besuch nicht hold, um so mehr strahlte die charmante Weißbierkönigin Magdalena Holböck.



Trotz der Baugerüste zeigt die Asamkirche ihre beeindruckende Schönheit. Von außen ist nur wenig zu erkennen, da ein Teil des Kirchturms abgehoben und neben die Kirche gestellt wurde. Nächstes Jahr erstrahlt sie wieder in vollem Glanz und wir können uns einen Eindruck von der Anlage anhand des kleinen Modells in der Kirche verschaffen.


Wir beendeten unseren Rundgang beim benachbarten Gasthof Mayerhofer, wo wir bereits mit einem alkoholfreien Bier-Cocktail erwartet wurden.


Brot vom "Aldersbacher Ursprung" mit einer Frischkäse-Bier-Praline im Sesammantel
und Weißbierbrot mit Klosterschinken-Aufstrich
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Aldersbacher Weißbier-Suppe mit Chili, Speck und Brotkrusteln, im Weckglas serviert
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Gepökelter Spanferkelbraten in Dunkelbiersoße, Sauerkrautstrudel und Brezenknödelscheiben
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Duett von Biercreme und Bockbierparfait

Das sehr feinsinnig gekochte Menü wurde nicht nur mit den passenden Bieren der Aldersbacher Klosterbrauerei begleitet, mit den Bieren wurde auch gekocht.


Gut gestärkt ging es nach dem Mittagessen in die Brauerei, wo uns Braumeister Peter Wagner bereits zum Bierworkshop erwartete. Wir durften Malz probieren und anhand kleiner Kostmuster erläuterte er den gesamten Brauprozess obergäriger Biere. Das erfolgte so spielerisch, dass es auch nie langweilig war. Besonders das Anschauungsmaterial hat mir sehr gut gefallen, da in den geschlossenen Kesseln einer Brauerei nie etwas zu sehen ist.


Nach der Theorie folgte die Praxis und wir verkosteten die unterschiedlichen Weißbiere aus dem Hause Aldersbach. Mein Favorit war die "Hoagarten-Weiße".


Vor der Fahrt ins österreichische Mühlviertel ging es noch in das Bräustüberl der Klosterbrauerei Aldersbach. Dort gibt es eine einmalige Tradition: es gibt Bier und die Gäste bringen ihr Essen selbst mit. Als Münchnerin kenne ich das natürlich von den Biergärten unserer Brauereien, aber in der Gaststube selbst war mir neu. Von der Gemeinde wird das natürlich dankbar angenommen und man trifft sich mit den Schätzen aus dem Kühlschrank zum geselligen Beisammensein. Für uns sorgte wieder der Gasthof Mayerhofer mit bayerischen Schmankerln im Glas serviert.

Grammelknödel auf Kraut
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Hopfengebeizter Lachs mit Honigsenfsoße und kleinen Blattsalaten
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Bärlauchsupperl mit Parmesangebäck

Im Freistädter Brauhaus empfingen uns der Geschäftsführer Ewald Pöschko und der Wirt Helmut Satzinger mit einem innovativen Bier-Menü samt der passenden Bierbegleitung aus eigener Produktion. Wir lernten die richtige Verkostung des Biers kennen, da die beiden Herren genauso eine Ausbildung als Bier-Sommelièr haben, wie der Braumeister und sechs weitere Mitarbeiter.

Zum Hauptgang erlebten wir eine Premiere, das neue Rauchbier "Smoked". Rauchbier kannte ich schon aus Franken und das war nicht nach meinem Geschmack. Das "Smoked" mit dem zarten Raucharoma hat mir sehr gut gefallen.

Zum Abschluss durften wir auch noch Spezialitäten, wie das Jahrgangsbier Elixier und den Bier-Whisky verkosten.

Gebackene Landhendlbrust gefüllt mit Mozzarella und Prosciutto auf Erdäpfel-Vogerlsalat
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Schmankerlparfait mit Bierschaum

Freistadt ist eine mittelalterliche Stadt, die heute noch komplett mit Stadtmauer erhalten ist. Das Braurecht wurde den Bürgern bereits 1363 übertragen. Die Stadt wäre deshalb beinahe zweimal abgebrannt und so entschieden die Bürger eine gemeinsame Brauerei außerhalb der Stadtmauer zu errichten. So entstand die Braucommune Freistadt, die den Besitzern der 150 Häuser innerhalb der Stadtmauer bis heute gehört.


Den Spaziergang vom Hotel zum Brauhaus am zweiten Tag nutzte ich, ein paar Fotos dieser wunderschönen Stadt zu machen.



Vor der Führung durch die Brauerei gab es noch Gelegenheit das Brauhaus zu fotografieren.



Im angrenzenden Biershop erwartete uns bereits der Braumeister Hannes Leitner und stellte das Konzept des Hauses vor. Der Shop ist das Sudhaus integriert, das sich in einer Kathedrale aus dem 18. Jahrhundert befindet. Unter Braukunst verstehen die Freistädter nicht nur die Produktion feiner Biere, sondern auch die Präsentation der Rohstoffe mit künstlerischen Arbeiten. Eine davon ist ein Glasfries von Arik Brauer im Sudhaus, der Hopfen und Malz würdigt.

Im begehbaren Bier-Humidor finden die Kunden interessante Biere aus aller Welt.


Unseren Rundgang durch die Brauerei starteten wir in den oberen Stockwerken, wo sich der einzige offene Malzboden Österreichs befindet. Das Malz, das dort gelagert wird, wird in der nächsten Zeit zu Bier gebraut. Hier oben befinden sich auch Seminarräume, in denen die Ausbildung zum Bier-Sommelièr und andere Seminare durchgeführt werden.



Beim Hopfen wird ausschließlich Mühlviertler Hopfen verwendet, der hauptsächlich in Pellets angeliefert wird. Der vierte Rohstoff ist Hefe, die es als obergärige und untergärige Hefe gibt. In der Schaubrauerei gibt es eine kleine Probierstation.


Besonders beliebt sind die Braukurse, die von den Freistädtern angeboten werden. Die finden natürlich nicht im Seminarraum, sondern in der Schulungsbrauerei statt. Die Teilnehmer können dort jeden Handgriff manuell ausführen, damit sie auch daheim in der Lage sind ihr eigenes Bier zu brauen. Jeder Kurs setzt seinen eigenen Sud an und trifft sich später wieder, um das Bier abzufüllen und mitzunehmen. Für die Bierfachreise ist es geplant, das Bier zuzuschicken, falls es nicht abgeholt werden kann.

Auch der Braumeister nutzt diese Brauerei, um neue Biere in kleinen Mengen auszuprobieren.




Die Brauerei ist als Schaubrauerei konzipiert. Über der Tür ist das Datum zu sehen, an dem der Sud angesetzt wurde. Dann läuft man an einer Art Zeitstrahl entlang und dabei wandelt sich das runde Symbol des Sudkessels immer mehr in Flaschenform. So kann man die gesamten Brauanlagen abschreiten und verstehen, was wann gemacht wird. Hannes Leitner hat uns anhand der Stationen den gesamten Brauprozess erläutert. So hat sich mein Bild über das Bierbrauen perfekt abgerundet.



Zum Abschluss dieser informativen und sehr schönen Reise zeigte das Brauhaus nochmals seine Gastfreundschaft mit einem schönen, klassischem Menü.

Kräuterschaumsuppe mit Röstbrotwürfeln
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Freistädter Zwicklbier-Bratl mit zweierlei Knödeln und warmen Speckkraut
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Hausgemachter Topfenstrudel mit Vanillesauce

2 Kommentare:

  1. Wunderbare und interessante Bilder, dazu ein ausführlicher Bericht über die Vielfalt des Bieres, leckeres Essen .... Die Bierfachreise hat sich gelohnt.
    Liebe Grüße, Renate

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    1. Danke für Deinen netten Kommentar. Es freut mich sehr, dass Du mit den Bildern ein bisserl mitgereist bist und Freude gehabt hast.

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