Samstag, 13. Mai 2017

Rezension: My Way von Tim Raue

Es scheint, dass Tim Raue mit dem Callwey Verlag nun angekommen ist. Nach "Deutscher Wein und deutsche Küche" ist nun "My Way" erschienen. Ich war sehr neugierig auf sein neues Buch, das als sein persönlichstes Kochbuch angekündigt wurde. Und ich war besonders interessiert daran, ob die Rezepte diesmal konsequenter überarbeitet wurden.




Tim Raue hat sich als Spitzenkoch einen Namen gemacht, der auch weit über die deutschen Grenzen einen guten Klang hat. Wer in dem Flaggschiff seiner Restaurants, dem "Tim Raue" in Berlin sitzt, bemerkt sofort das internationale Publikum. Seine Heimat ist Berlin, dort machte er seine Ausbildung als Koch und verdiente sich die ersten beruflichen Sporen in unterschiedlichen Restaurants. Als Küchenchef im Restaurant 44 konnte er sich 2007 über den ersten Michelin-Stern freuen. Sehr prägend waren die Jahre als Küchendirektor im Hotel Adlon für ihn, wo er für mehrere Restaurants verantwortlich war. Âuch dort honorierte der Michelin schnell seine Leistungen mit einem Stern für das Restaurant "Ma Tim Raue". Im September 2010 eröffnete er das Restaurant "Tim Raue" und bereits 2012 leuchteten 2 Michelin-Sterne an der Türe. Die Eröffnung weiterer Restaurants folgten. Seit dem Jahr 2014 ist er auch auf der San Pellegrino Liste der 50 besten Restaurants der Welt gelistet. Einem breiten Publikum wurde er durch seine Auftritte bei Kochsendungen, wie Kitchen Impossible mit Tim Mälzer, bekannt.

Tim Raue polarisiert gerne und gilt als "enfant terrible" der Kochszene. Er beruft sich dabei gerne auf seine schwierige Kindheit und seine Zugehörigkeit einer Gang. Dabei sollte man nicht vergessen, was für ein excellenter Koch er ist. Für mich ist er ein Meister der Aromen und besonders sein Gespür für die Küchen Asiens überzeugt mich sehr. Besonders begeistert bin ich immer noch von einem Koch-Workshop, wo er eindrucksvoll bewiesen hat, dass es geschmacklich einen großen Unterschied macht wie man einen Fisch schneidet.

Zum Auftakt gewährt das Buch einen intensiven Einblick in Tim Raues Leben und seine Gedankenwelt. Dafür hat er auch sein privates Fotoalbum geöffnet und lässt uns teilhaben. Im Unterschied zu anderen Büchern, wo die Biographie auf wenigen Seiten abgehandelt wird, hat man hier seiner Geschichte viel Raum gegeben und rund ein Drittel des gesamten Buchs dafür verwendet.

Die Rezeptkapitel sind nach Themen gegliedert: Vorspeisen und Snacks, Dim Sum, Fisch, Krustentiere und Meer, Geflügel, Fleisch, Desserts und Grundrezepte. Jedes Rezept hat ein wirklich grandioses Rezeptfoto, das Lust darauf macht, den Teller auszuprobieren - egal ob in der Küche oder am Tisch. Die Rezepte sind nach Komponenten aufgebaut - zu jeder Komponente gibt es die Zutatenliste und die Zubereitungshinweise. Es fehlt der Hinweis auf die Personenzahl. Leider weiß ich nichts darüber, wie die Rezepte von Tim Raue in das Buch gekommen sind. Auch das Impressum gibt wenig Aufschluss darüber, dabei ist das eine sehr spannende Schnittstelle. Auch bei diesem Buch, habe ich mit dem nachgekochten Rezept "gekämpft".

Ich habe mich bewusst für ein eher einfaches Rezept entschieden, um einerseits möglichst viele Zutaten leicht einkaufen zu können und andererseits mich beim Nachkochen sehr eng an das Original zu halten. Meine Erfahrung sagt mir, dass die angegebene Menge eine größere Menge ist und im normalen Haushalt zu viel wird. Es ist kein Problem für mich, die Menge zu reduzieren und alle Zutaten umzurechnen, das geschmackliche Ergebnis ist die Mühe immer wert. Für mich stellt sich an dieser Stelle immer die Frage, wer ist die Zielgruppe? Auch für sehr ambitionierte Hobbyköche bedeutet die Umsetzung größeren Aufwand. Für Profis braucht es keine genauen Rezepte, die lassen sich nur inspirieren. Für mich ist ein Kochbuch weder ein Lesebuch, noch ein Bildband. Ein Kochbuch hat es verdient, dass man die Rezept ausprobiert und das sollte einigermaßen schlüssig sein. Dieses Kochbuch begeistert mich in der Optik und der Gestaltung. Ich hätte mir gewünscht, dass der Zugang zum Herzen, den Rezepten, dieses leidenschaftlich gemachten Buchs einfacher ist.




















Fazit:
"My Way" von Tim Raue ist ein Muss für seine Fans und für Genießer, die gerne bei ihm essen und mehr Details zu den Gerichten erfahren möchten. Die Rezepte bieten viel Inspiration, die man sich aber erarbeiten muss. Der Aufwand lohnt sich, da man einiges dabei lernen kann und das Ergebnis geschmacklich sehr überzeugend ist. Wer erwartet, die Rezepte streng nach Anleitung perfekt umsetzen zu können, wird auf Schwierigkeiten stoßen. 

2 Kommentare:

  1. Hi,
    Ich habs auch zuerst übersehen, aber vor den Rezept, in der Einleitung zu dem Rezeptteil steht die Anzahl der Personen für die die Rezepte konzipiert sind.
    Ich habe das Buch grade nicht zur Hand, meine aber die sind auf 10 Personen ausgelegt.

    Viele Grüße,
    Fabian

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  2. Spannend. Abgesehen von der Personenzahl: Mit welchen Schwierigkeiten hattest du denn beim Kochen noch zu kämpfen? So was interessiert mich immer (auch für meine eigene Lektoratsarbeit).

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5. Wenn Du das nicht willst, nimm' einfach die Finger von der Tastatur.
6. Ich verkaufe keine Daten, ich mache keine Auswertungen damit und ich lösche nichts. Ich lebe ein ganz normales Leben und habe Freude am Kochen und am Teilen meiner Erfahrungen. Für alles andere habe ich keine Zeit, keine Nerven und keine Erfahrung.