Dienstag, 18. Oktober 2016

Fränkische Scheurebe und fränkische Küche
im Alten Hof in München

Drei fränkische Regierungsbezirke gehören zum Bundesland Bayern. Das hat sich mittlerweile herumgesprochen und eigentlich sind die meisten doch ganz zufrieden im Umgang miteinander. Die Franken haben sich sogar ein besonders schönes Plätzchen im Herzen der Landeshauptstadt München gesichert.


Nur ein paar Schritte hinter dem Neuen Rathaus liegt der Alte Hof, dessen Gründung bis ins Mittelalter zurück reicht. War er früher Sitz der Kaiser, so beherbergt er heute die fränkische Kulinarik mit dem Restaurant Alter Hof.

Immer wenn ich am Marienplatz aus der S-Bahn steige muss ich diesen weltberühmten Blick auf die Mariensäule, den Dom und das Rathaus genießen. Diesmal war meine Freude besonders groß, weil die Türme der Frauenkirche fast unverhüllt waren und in neuem Glanz strahlten. Seit Jahren waren sie eingepackt und wurden renoviert. An diesem Tag, Anfang Oktober war strahlender Sonnenschein und dann muss ich einfach schnell ein Foto meiner schönen Heimatstadt machen.


Anlässlich des 100. Geburtstags der Rebsorte Scheurebe hat der Fränkische Weinbauverband in das Restaurant Alter Hof eingeladen, um die Vielseitigkeit dieser Aromarebsorte zu präsentieren. Für mich ist das Weinanbaugebiet Franken untrennbar mit dem Silvaner verbunden und ich war neugierig darauf, mehr über die Scheurebe zu erfahren. Georg Scheu kreuzte 1916 Riesling mit der Bukettraube und züchtete so eine neue Weißweinsorte, deren typisches Aroma an Grapefruit und Cassis erinnert. Im Laufe des Abends lernten wir die Vielfältigkeit der Scheurebe kennen. Zum Auftakt kam sie als Winzersekt ins Glas.


Das gebackene Karpfenfilet mit lauwarmen Kürbissalat und Zitronenmayonnaise wurde von drei unterschiedlichen Weinen begleitet. Solche Verkostungen zeigen mir immer, wie anspruchsvoll die Arbeit der Sommeliers ist. Alleine schmeckte mir die Scheurebe von Christian Stahl am besten. In der Kombination mit der Vorspeise hatte der Wein vom Weingut Emmerich die Nase vorne.


2015 Iphöfer Kronsberg Scheurebe Kabinett trocken, Weingut Emmerich
2015 Sommeracher Katzenkopf Scheurebe Kabinett trocken, Winzerkeller Sommerach
2015 Damaszener Stahl Scheurebe "Botenstoff" trocken, Winzerhof Stahl


Bei der Rote Bete Essenz mit Krenschaum wurde es sogar noch deutlicher, wie wichtig die Kombination von Wein und Gericht ist. Hier wurde die Scheurebe vom Winzerhof Stahl sehr dominant und übertönte die Suppe. Sehr gut verstanden hat sie sich mit dem Sommeracher Katzenkopf vom Winzerkeller Sommerach. Zum "alleine trinken" blieb die Stahl-Scheurebe mein Favorit.


Der rosa gebratene Hirschrücken unter der Feigenkruste hatte mit dem geräuchertem Kartoffelstrudel und dem Topinambur-Petersiliengemüse zwei sehr interessante Beilagen. Dazu probierten wir zwei gleiche Weine mit unterschiedlichen Jahrgängen.


2015 VINZ alte Reben, Scheurebe, Weingut am Stein
2015 VINZ alte Reben, Scheurebe, Weingut am Stein

Beide Weine waren teilweise im Holz ausgebaut, das war besonders beim Jahrgang 2015 sehr intensiv zu schmecken. Mir haben beide Weine zum Hauptgang gefallen. Ich finde immer mehr Geschmack daran, zu rotem Fleisch keinen Rotwein, sondern einen gereiften Weißwein zu trinken. Die Holznoten des jüngeren Jahrgangs verstärkten das schöne Raucharoma des Kartoffelstrudels etwas zu intensiv.

Solche Scheureben kann ich mir auch sehr gut zu asiatischen Speisen vorstellen.


Beim süßen Abschluss war ich schon gespannt, wie sich die edelsüßen Scheureben hier präsentieren. Zum Safranmousse mit Waldbeerküchlein und dunkler Schokoladenschaum gab es zwei sehr unterschiedliche Weine:

2015 Escherndorfer Lump Scheurebe Spätlese VDP, Erste Lage, Weingut Horst Sauer
2013 Randersackerer Sonnenstuhl Scheurebe, Beerenauslese, Weingut Schmitts Kinder

Gepasst haben beide, mir hat die Spätlese von Horst Sauer besser gefallen, da sie eine angenehme Säure hatte und eher an einen trockenen Wein erinnerte. Die Beerenauslese vom Weingut Schmitts Kinder hatte sehr viel Aroma und Frucht, war für mich etwas zu süß.


Dieser Abend war sehr lehrreich für mich und ich freue mich ja schon länger darüber, dass aus dem schönen Franken immer mehr spannende Geschichten und gute Weine kommen. Oft wünsche ich mir, dass das in der Gastronomie mehr ankommt. Hier in Bayern gibt es noch viele gute Wirtshäuser, deren Getränkeauswahl sehr bierlastig ist. Meist stehen drei verschämte Weine auf der Karte und so schmecken sie auch. Es muss ja keine große Auswahl sein, aber ich finde, dass einem bayerischen Gasthaus ein fränkischer Wein sehr gut stehen würde.

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