Donnerstag, 25. Juni 2020

Rezension: Sackmann unser Kochbuch von Jörg und Nico Sackmann

Familie Sackmann aus Baiersbronn sind eine Institution im Schwarzwald. Seit knapp 30 Jahren betreiben sie ein Hotel mit Spitzengastronomie. Der Vater Jörg Sackmann hat es 1993 eröffnet und gibt langsam den Kochlöffel an seinen Sohn Nico ab. Bereits zwei Kochbücher hat Jörg Sackmann veröffentlicht. Nun ist das erste gemeinsame Kochbuch von Vater und Sohn erschienen und dokumentiert sehr schön den Mix aus Tradition und Moderne.



So richtig in mein Bewusstsein, ist die Familie Sackmann vor vielen Jahren durch eine Fernsehsendung gelangt. Tim Mälzer hat damals ein Experiment durchgeführt, um aufzuzeigen, dass gutes Essen nicht zwangsläufig etwas mit viel Geld zu tun hat. Dieses Thema ist heute aktueller denn je. Damals tauschten die Sackmanns ihr Lebensmittel-Budget mit einer Familie, die Hartz 4-Leistungen bezog. Sie ernährten sich schlecht, hauptsächlich mit Convenience-Produkten von Discountern und beklagten sich, dass sie gerne besser einkaufen würden, wenn sie das Geld dazu hätten. Nun stand ihnen ein deutlich höheres Budget zur Verfügung und sie freuten sich sehr darüber, dass sie sich jetzt etwas leisten können. Sie kauften also noch mehr Convenience und unter dem Strich ernährten sie sich schlechter als zuvor. Familie Sackmann musste nun mit weniger Geld auskommen und sie überlegten, was sie machen können. Sie gingen in den Wald, um Pilze zu sammeln. Sie versuchten auf Bauernmärkten "hässliches" Gemüse und Reste zu kaufen. Sie investierten in Arbeitszeit, um aus wenig viel zu machen. Im Nachgang stand fest, dass sie sich besser ernährt haben, als vorher. Das deckt so ganz stark mit meiner Überzeugung, dass man mehr Zeit und Kompetenz in seine Ernährung stecken sollte, als Geld.

Der kleine Ort Baiersbronn im Schwarzwald gilt als Gourmet-Hotspot in Deutschland. Dort sind zwei der zehn deutschen Restaurants zu finden, die mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet sind. Auch das Gourmet-Restaurant der Familie Sackmann ist mit einem Stern ausgezeichnet. Wie der Titel "Sackmann: Unser Kochbuch" schon verspricht, geht es um diese gehobene Küche. Das Besondere dabei ist, dass Rezepte von Vater (Jörg) und Sohn (Nico) vorgestellt werden und man durchaus eine unterschiedliche Stilistik erkennen kann.

Bevor es mit den Rezepten losgeht, gibt es einen wunderbaren und sehr ausführlichen Einblick in die Familie Sackmann und was sie geprägt hat. Ihre Liebe zu den Produkten ist mit der schönen Natur, von der sie umgeben sind, geprägt. Illustriert ist dies mit schönen Fotos, die sofort ins Auge fallen und die Lust darauf machen, auch die erzählenden Texte zu lesen. Schön, dass im Fokus der Gourmet-Gerichte nicht Luxus-Lebensmittel stehen, sondern ganz einfache Dinge, wie Tomaten oder Rhabarber oder Kräuter aus dem Wald.

Die Rezeptkapitel halten sich an die Menüfolge mit Vorspeisen, Zwischengänge, Fisch & Meeresfrüchte, Fleisch und Desserts. Die Rezepte haben sehr viel Platz bekommen. Großformatige Fotos des Gerichts zeigen jedes Detail und machen Lust darauf, sich mit dem Rezept zu beschäftigen. Jedes Rezept ist in einzelne Komponenten zerlegt. Das hat den Vorteil, dass man auch einmal nur Teile eines Gerichts ausprobieren und anders kombinieren kann. Spezielle Wildkräuter oder Obst- und Gemüsesorten kann man mit etwas mehr Aufwand schon bekommen, oder man ersetzt sie mit ähnlichen Produkten. Teilweise kommen auch Zutaten aus der Molekularküche zum Einsatz. Ergänzend gibt es Grundrezepte und ein alphabetisches Rezeptregister im Anhang.

Für das Ausprobieren eines Rezepts, habe ich mich für ein Gericht entschieden, für das ich die meisten Zutaten einfach bekommen konnte und die fehlenden gut ersetzen. Meine Wahl fiel auf eine vegetarische Vorspeise mit unterschiedlichen Gurken und Zucchini. Es mussten unterschiedliche Komponenten aus dem Gemüse zubereitet werden und das hat mir viel Spaß gemacht, da ich in diesem kleinteiligen Bereich immer schnell ein gutes Ergebnis hatte. Wenn man alles fertig gestellt hat, dann konnte damit unkompliziert der Teller angerichtet werden. Vom geschmacklichen Ergebnis waren wir sehr begeistert. Das Gericht lebt von einer Art Kaviar aus Senf und Gurke und einer Sauce aus Schafmilch-Joghurt. Diese beiden Sachen unterstützen den Geschmack von Gurke und Zucchini so ideal, dass ich es bereits zum zweiten Mal zubereitet habe und mit einem Zucchini-Grillspieß kombiniert.

Verschiedene Gurken mit Schafmilch-Joghurtlassi
Fazit:
"Sackmann: Unser Kochbuch" von Jörg und Nico Sackmann ist ein sehr attraktives und schön gestaltetes Kochbuch. Es erzählt von Leben und Arbeit einer Gastronomen-Familie. Die Rezepte sind sehr kreativ und aufwändig. Somit ist es eher für Profis und sehr ambitionierte Hobbyköche geeignet.

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