Donnerstag, 3. September 2015

Genussvolle Sommerfrische:
Hotel Bachmair Weissach am Tegernsee

Sommerfrische ist so ein wunderbar altmodisches Wort und die Brüder Grimm definieren es, in ihrem Wörterbuch, als "Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Lande zur Sommerzeit“. In so einem heißen und schönen Sommer, wie wir ihn heuer hatten, denke ich gerne an das Wort und sehe immer einen der Gebirgsseen im Münchner Voralpenland vor meinem geistigen Auge. Damit bin ich nicht alleine, viele Münchner empfinden so und strömen aus der Stadt. Sommerfrische klingt aber nach entspannter Ruhe und grüner Natur für mich und nicht nach Kampf um den letzten Parkplatz und Aufteilung der Badewiese in Handtuch-Segmente. Also schlage ich mir die Sommerfrische aus dem Kopf und drehe meine Gartendusche an. Ein kleines bisserl Sehnsucht blieb und das Thermometer kletterte stetig nach oben.  Da kam die Einladung des Hotels Bachmair Weissach genau zur richtigen Zeit.

Mit der Bayerischen Oberlandbahn BOB geht es unkompliziert und bequem an den Tegernsee und dann heißt es ankommen. Einfach ankommen und sofort die Seele baumeln lassen - das war mein erster Gedanke, als ich die Terrasse betrat. Durch den großzügigen Garten plätschert munter der kleine Wildbach und auf der Wiese verteilen sich Liegen und Liegestühle. Die hektische, laute Welt ist draußen, man bekommt nichts davon mit. Zur Erfrischung gibt es selbstgemachte Limonaden, die mit Erdbeeren und Rosmarin hat mir ganz besonders gut geschmeckt.




Zum Abendessen ging es in den "Gasthof zur Weissach", dem man nicht ansieht, dass er zum Hotel gehört. Er ist gelebte Geschichte und in einer seiner Stuben hatten schon Ludwig Ganghofer, Olaf Gulbransson und Ludwig Thoma ihren legendären Stammtisch. Auch König Ludwig ist gerne hier eingekehrt.



Die Stuben wurden renoviert und sind glücklicherweise völlig erhalten geblieben. Da spürt man die bayerische Tradition und es hat nichts zu tun mit lauter Folklore. Passend zum Ambiente wird im Gasthof zur Weissach eine feine bayerische Küche "mit Pfiff" serviert. Als Vorspeise lachte mich sofort der "Lauwarme Kreuther Ziegenkäse mit Aprikosenkompott und Sojaerdnüsse" an. Die Naturkäserei Tegernsee, von der der Ziegenkäse stammt, liegt nur einen Steinwurf entfernt. In diesem Vorzeigebetrieb wird nur Milch von den Bauernhöfen aus der Region verarbeitet. Die Tiere stehen im Sommer auf den Weiden und im Winter werden sie mit Heu gefüttert und nicht mit Silage - man schmeckt den Unterschied.




Die Speisekarte bietet für alle Ernährungsvorlieben ein schönes Angebot. Ich bin mit dem festen Vorsatz gekommen, einen Süßwasserfisch aus dem Tegernsee zu essen. Aber, als ich "Duett von der Taube mit Artischocken, dicken Bohnen, Oliven und Gänselebercreme" gelesen habe, bin ich schwach geworden. Als Ausrede kann ich fast nur gelten lassen, dass es mir nur wegen der dicken Bohnen und Artischocken passiert - ich liebe dicke Bohnen und Artischocken. Und ganz besonders in dieser Kombination. Das Fleisch war perfekt gegart und es hat mir sehr gut geschmeckt.




Zum Dessert wünschte ich mir etwas Leichtes und das Holunderblütenmousse mit Erdbeercrumble und Minzpraline traf genau meine Erwartung. Ein schöner süßer Abschluss eines sehr gelungenen Menüs.



Seit März verantwortet Benjamin Schuster als Küchendirektor die Küche des Hauses. Seine Ausbildung startete er gleich vielversprechend als Koch und Restaurantfachmann im Münchner Hotel Königshof, damals noch bei Bobby Bräuer. Danach ging es auf "Wanderschaft", die ihn u. a. zu Martin Öxle in die Speisemeisterei in Stuttgart und als Küchenchef zu Manfred Schwarz in Heidelberg führte. Zuletzt war er, sogar als Alleinkoch, im Restaurant Délice, ebenfalls Stuttgart, mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet.

Zu unserer großen Freude hat er nach dem Service noch Zeit gefunden, uns spannende und witzige Geschichten aus der Küche zu erzählen.



In unserer netten Damenrunde hatten wir so viel Spaß, dass wir beschlossen in der Bar Mizu noch einen Cocktail zu trinken. Mizu steht nicht nur für die elegante und gemütliche Bar, sondern auch für das japanische Restaurant des Hotels, über das ich im nächsten Beitrag berichten werde.

Zu Hotelbars habe ich ein leicht angespanntes Verhältnis, da ich Dank dem Münchner Barzirkel erfahren durfte, wie viele Möglichkeiten einem professionellen Bartender zur Verfügung stehen Aromen und Zutaten zu kombinieren und dies durchaus mit einem Spitzenkoch verglichen werden kann. Deshalb macht es mich traurig, wenn auf der Barkarte Pina Colada steht und der Gin in einfachem Tonic schwimmt. Es hat mir sehr gut gefallen, dass individuelle Cocktails auf der Barkarte standen und sehr stark mit dem japanischen Bezug gespielt wurde. Wir versuchten gleich einen Sake Gimlet und einen Kiwi Dragon. Der Sake Gimlet entsprach genau meinem Geschmack, wie ein Cocktail sein soll.



Jetzt wurde es Zeit schlafen zu gehen. Auch die Zimmer sind mit liebevollen Details ausgestattet und vermitteln Wärme und Gemütlichkeit, ohne rustikal zu sein. Im Sinne der Heimatverbundenheit des Hoteliers, Korbinian Kohler, wurde auf Materialien aus der Region geachtet. Es ist immer sehr schön, wenn man in einem Hotel spüren kann, wo man sich gerade aufhält und noch schöner ist es bei inhabergeführten Häusern, wenn man auch die Persönlichkeit spüren kann.

So gibt es fröhliche Gesichter bei den Gästen, wie bei diesen beiden charmanten Damen, die so viel Spaß hatten und gerne mal ins Internet wollten.




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